Bitte durchlassen, ich bin Arzt
Pflanzen können Pilzkrankheiten, Nährstoffmangel oder Läuse haben. Dann schlüpfen Landwirtinnen und Landwirte in ihre Rolle als Pflanzenärzte.
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Wenn Ärztinnen und Ärzte kranke Menschen behandeln, gehen sie systematisch vor: Anamnese, Diagnose, Therapie. So auch Landwirtinnen und Landwirte, aber auch Hobbygärtnerinnen und -gärtner bei ihren Patienten, den Pflanzen.
Anamnese: beobachten, erkennen, verstehen
Alles beginnt mit der genauen Beobachtung: Wie sieht die Pflanze aus? Sind Blätter verfärbt, welken die Triebe oder gibt es Fraßspuren? Landwirtin und Landwirt erkennen oft auf den ersten Blick, wenn etwas nicht stimmt. Dann beginnt die Suche nach der Ursache: Witterung, Nährstoffmangel, Bodenprobleme, Krankheitserreger oder Schädlinge?
Diagnose: Wissen anwenden, Beratung nutzen
Wie ein Arzt brauchen auch Landwirtin und Landwirt Fachwissen und Erfahrung, um die richtige Diagnose zu stellen. Dabei helfen Beraterinnen und Berater aus den Landwirtschaftskammern oder Fachberater der Anbauverbände oder der Industrie. Sie bringen ihr Spezialwissen ein, analysieren die Situation vor Ort und unterstützen mit Warndienstmodellen basierend auf modernsten Sensoren und Wissen über die Biologie der Schaderreger bis zur Wetterdatenanalyse. Irgendwann steht fest: Es ist die Ursache X.
Therapie: Werkzeugkasten anwenden
Auf die Diagnose folgt die Behandlung: Manchmal reicht Pflege wie eine bessere Bewässerung, richtiger Schnitt oder eine Anpassung der Bodenpflege. Landwirtin und Landwirt können aber auch Schlüsse für die Zukunft ziehen und in den Folgejahren die Fruchtfolge, Sorten und Bodenpflege anpassen. Als letzte Maßnahme bleibt – wie in der Human- und Tiermedizin – die Anwendung von Medikamenten, die in der Landwirtschaft Pflanzenschutzmittel heißen. Das passiert immer genau dosiert, verantwortungsvoll eingesetzt und nur, wenn es wirklich nötig ist. Denn: So wie Ärztinnen und Ärzte nicht leichtfertig Antibiotika verschreiben, setzen Landwirte Pflanzenschutzmittel nur gezielt und mit Bedacht ein.
Ausbildung & Sachkunde: verpflichtende Grundlage
Landwirte sind Profis und lernen ihren Beruf von Grund auf. In landwirtschaftlichen Schulen, Hochschulen und bei Weiterbildungen stehen Pflanzengesundheit, Bodenkunde und integrierter Pflanzenschutz ganz oben auf dem Lehrplan. Wer Pflanzenschutzmittel einsetzt, muss zusätzlich den Sachkundenachweis besitzen, also eine verpflichtende Ausbildung mit regelmäßiger Auffrischung. Dabei geht es um rechtliche Grundlagen, sichere Anwendung, Umweltschutz, Gewässerschutz und Anwendersicherheit.
Nur wer diesen Nachweis hat, darf Pflanzenschutzmittel überhaupt kaufen und verwenden.
Das zeigt: Verantwortung, Wissen und Professionalität werden in der Landwirtschaft großgeschrieben.
Verantwortung für Pflanzen
Unsere Landwirte sind die Ärztinnen und Ärzte der Pflanzenwelt. Sie kümmern sich, beobachten, behandeln und arbeiten Hand in Hand mit Beratung, Wissenschaft und Industrie. Denn gesunde Pflanzen sind die Basis für eine gesunde Ernährung.